Nachhaltig investieren Wie Sie erfolgreich grün anlegen
24.07.2024 • 12 Minuten Lesezeit
Wie Sie Rendite und Nachhaltigkeit vereinen, woran Sie nachhaltige Investments erkennen und worauf Sie bei Auswahl und Kauf achten sollten.
Inhalt
Das Wichtigste in Kürze:
- Nachhaltige Investments können sowohl auf soziale, ökologische als auch unternehmenswirtschaftliche Aspekte abzielen, beispielsweise durch die Berücksichtigung von Menschenrechten (sozial), Wiederaufforstungsprojekte (ökologisch) oder die Bekämpfung von Korruption (unternehmenswirtschaftlich).
- Nachhaltige Geldanlagen stellen einen der größten Wachstumsmärkte dar. Damit bieten sich für Anleger:innen gute Renditechancen, die teilweise sogar die Performance konventioneller Anlagen übersteigen.
- Nachhaltigkeit wird häufig im Kontext von Greenwashing missbraucht. Um von echter Nachhaltigkeit ausgehen zu können, steht insbesondere der Bezug zur Realwirtschaft bzw. die Messbarkeit der nachhaltigen Kapitalwirkung im Fokus (Impact Investing).
- Nachhaltige Geldanlagen folgen unterschiedlichen Ansätzen: Vom Best-in-Class-Ansatz (geringste Nachhaltigkeitsansprüche) über Positiv- und Negativkriterien (mittlere Nachhaltigkeitsansprüche) sowie ESG-Ansatz (mittlere bis höhere Nachhaltigkeitsansprüche) bis zum Impact Investing (hohe Nachhaltigkeitsansprüche).
- Alle konventionellen Anlageprodukte (Aktien, Investmentfonds, Anleihen, Tagesgeld-/Festgeldkonten) sind auch als nachhaltige Geldanlagen verfügbar. Je nach Anlageprodukt ist es für Anleger:innen unterschiedlich schwer, ihre Nachhaltigkeit nachzuprüfen, z.B. im Fall von ETFs mit vielen Titeln oder Fonds mit vielen Vermögenswerten.
- Verschiedene Nachhaltigkeitssiegel können Ihnen bei der Auswahl einer nachhaltigen Geldanlage helfen. Informieren Sie sich, nach welchen Kriterien (Best-in-Class, Positivkriterien etc.) sich diese Siegel richten, um die Auswahl Ihrer Geldanlage nach Ihren eigenen Werten zu gestalten.
Grün ist das neue Gold: Am Finanzmarkt gewinnen nachhaltige Investments zunehmend an Beliebtheit. Immer mehr Anleger:innen sind überzeugt, dass ihr Kapital etwas bewegen kann. Es gibt gesellschaftliche, ökologische und soziale Herausforderungen, deren Bewältigung Sie mit Ihrem Geld unterstützen und dabei gleichzeitig ein Vermögen auf- und ausbauen können.
Dabei müssen Nachhaltigkeit und Rendite keine Widersprüche sein: Untersuchungen zeigen immer wieder, dass sich Nachhaltigkeitskriterien in der Geldanlage überdurchschnittlich positiv auf den ökonomischen Erfolg auswirken.¹ Attraktive Renditen: Check.
Doch Nachhaltigkeit ist nicht gleich Nachhaltigkeit: Nicht immer sind alle Anlageprodukte so grün, wie sie versprechen. Um also wirklich nachhaltig investieren zu können, müssen Sie verstehen, worauf Sie achten müssen und was sich hinter den einzelnen nachhaltigen Anlageformen versteckt.
Doch wie erkennen Sie "grüne Investments", die zu Ihnen passen? Und welche zeigen tatsächlich Wirkung? Dieser Text dient Ihnen als Leitfaden, der die wichtigsten Fragen rund ums nachhaltige Investieren klärt.
Was ist Nachhaltigkeit?
Das Konzept der Nachhaltigkeit wurzelt nach allgemeiner Auffassung in der Forstwirtschaft. Im Jahre 1713 drohte dem Freiberger Berghauptmann Hans Carl von Carlowitz seine wichtigste Ressource Holz wegen des zunehmenden Silberbergbaus knapp zu werden.
Carlowitz war daher überzeugt, es müsse eine "continuierliche beständige und nachhaltende Nutzung" geben "ohne den Fortbestand des Landes" zu gefährden². Kurz: Es sollten nicht mehr Bäume gefällt werden, als im selben Zeitraum nachwachsen können.
Auf diesem Gedanken basiert die Definition von Nachhaltigkeit im Brundtland-Bericht der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung 1987:
Insbesondere die wegweisende Konferenz der Vereinten Nationen 1992 in Rio de Janeiro machte das Konzept der nachhaltigen Entwicklung als internationales Leitbild weltbekannt.
2015 haben die Vereinten Nationen diesen Anspruch einer nachhaltigen Entwicklung in ihre 17 Ziele, die sogenannten Sustainable Development Goals (kurz: SDGs), aufgenommen. Ihnen zufolge sollen bis 2030 unter anderem menschenwürdige Arbeit ermöglicht, saubere Energiequellen ausgebaut oder nachhaltige Produktions- und Konsummuster angeregt werden.
Drei Dimensionen der Nachhaltigkeit: Umwelt, Wirtschaft, Gesellschaft
Nachhaltigkeit kann so facettenreich sein wie das Leben selbst – doch im Kern tauchen bei der Verwendung des Begriffs immer wieder drei Dimensionen auf: das Zusammenspiel aus sozialer, ökologischer und ökonomischer Nachhaltigkeit. Dieser Dreiklang wird auch als „Triple Bottom Line“ oder „Nachhaltigkeitsdreieck“ bezeichnet.
Dabei greifen Ökologie, Ökonomie und Soziales ineinander – in ihrer Schnittmenge entsteht das Leitbild der Nachhaltigkeit. Eine gesunde Umwelt bildet die Basis für eine friedliche Gesellschaft, in der eine florierende Wirtschaft arbeiten kann, die wiederum eine gesunde Umwelt fördert.
Ökologie: Der Respekt vor Umwelt und Natur
Der Begriff Ökologie bedeutet wörtlich übersetzt: Lehre vom Haushalt. Gemeint ist der Kreislauf der Natur ohne Abfälle und Verschwendung, sondern mit Energie und Ressourcen, die sich in Zyklen bewegen. Ihr Spiel von Nährstoffen, Klima, Gezeiten usw. ist Grundlage für alles Leben auf dem Planeten – und damit auch für die menschliche Gesellschaft und Wirtschaft.
Damit diese Basis weiter funktioniert, ist die Menschheit dem Umweltschutz verpflichtet. Dazu gehören der nachhaltige Umgang mit endlichen Ressourcen sowie die Maßnahmen zum Erhalt der Biodiversität und der Treibhausgas-Balance in der Atmosphäre (Klimaschutz).
Soziales: Der Gerechtigkeitsfaktor der Gesellschaft
Die soziale Dimension der Nachhaltigkeit umfasst die intragenerative Gerechtigkeit: zwischen Menschen in Nord und Süd, Ost und West sowie zwischen heutigen und künftigen Generationen. Ein fairer und respektvoller Umgang miteinander, gleiche Chancen und die Achtung der Menschenrechte gehören dazu.
Den Zusammenhalt der Gesellschaft unterstützt unter anderem die Förderung von Bildung, Dialog und Kultur.
Ökonomie: Die Relevanz der Wirtschaft
Eine funktionierende Wirtschaft braucht es, damit Waren und Dienstleistungen ausgetauscht werden können und so die menschlichen Bedürfnisse befriedigt werden. Ist eine Lösung nicht ökonomisch tragfähig, fehlen die Mittel, um sie weiter anbieten und verbreiten zu können.
Deshalb müssen nachhaltige Innovationen und Angebote immer auch die Wirtschaftlichkeit im Blick haben und einen nachweisbaren Mehrwert liefern.
Wachstumschancen durch Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit heißt Zukunftsfähigkeit. Wer in nachhaltiger wirtschaftende Unternehmen investiert, kann von deren Ausrichtung auch ökonomisch profitieren. Das liegt daran, dass die Wettbewerbsfähigkeit solcher Unternehmen dauerhaft ist, weil das Wachstum vom Ressourcenverbrauch entkoppelt wird.
Zudem steigt die Nachfrage nach nachhaltigen Angeboten - Kunden machen sich zunehmend die Folgen ihres Konsums bewusst und suchen nach nachhaltigen Alternativen.
Qualität und Preis sind nicht mehr ausschließlicher Fokus, die Aufmerksamkeit liegt zunehmend auf der gesamten Wertschöpfungskette: Fragen nach der Herkunft von Rohstoffen, den Arbeitsbedingungen in der Lieferkette sowie etwaigen negativen Auswirkungen von Produktion und Entsorgung.
So üben Konsument:innen und Anleger:innen immer mehr Druck aus, um eine verantwortungsvolle Unternehmensführung zu erreichen.
Nachhaltigkeit wird von der Kür zur Pflicht, vom netten Feature zum Hygienefaktor. Wer die Erwartungen von Kund:innen und Lieferanten ignoriert, trägt ein Reputationsrisiko. Wer politische Entwicklungen wie die Pariser Klimaziele, die Nachhaltigkeitsberichtspflicht oder das Lieferkettengesetz verschläft, trägt mittelfristig auch ein juristisches oder zumindest finanzielles Risiko. All das wollen viele Anleger:innen immer seltener mittragen.¹
Stattdessen setzen gerade auch institutionelle Anleger in den letzten Jahren vermehrt auf Unternehmen, die ihren Vorsprung bei Innovationsfähigkeit und Mitarbeiterbindung durch ökologische und soziale Maßnahmen ausbauen und so auch ökonomische Wachstumschancen bieten. Ein Beispiel für diesen doppelten Erfolg sind die nachhaltigen Unternehmen der Lebensmittel- und Getränkebranche. Sie erzielten eine im Durchschnitt sechs Prozentpunkte höhere EBIT-Marge als weniger nachhaltige Unternehmen der Branche.²
Leitfragen für nachhaltiges Investieren
Nachhaltiges Investieren zielt darauf ab, neben den klassischen Kriterien Sicherheit, Rentabilität und Liquidität auch ökologische, soziale oder ethische Aspekte in die Bewertung einer Geldanlage einzubeziehen. Ein nachhaltiges Investment zeichnet sich also nicht nur durch eine rein wirtschaftliche, sondern auch durch eine nachhaltige Wirkung aus.
Doch der Begriff „nachhaltig“ ist nicht gesetzlich geschützt und nicht für alle Angebote klar definiert. Daher besteht die Möglichkeit, dass Produkte als grün, ökologisch oder sozial nachhaltig bezeichnet werden, ohne dabei bestimmten Kriterien zu folgen. Was genau eine „ethische Geldanlage“ sein soll oder wie sich „Green Money“ anlegen lässt, hat der Staat nicht definiert. Grün ist also nicht gleich grün.
Einigen Berechnungen zufolge sind in Europa bereits fast die Hälfte der Vermögen nachhaltig angelegt. Eine vielversprechende Diagnose – doch sollten Sie ihr nicht ohne weiteres vertrauen. Denn: Es gibt „50 Shades of Green“. Diese Schattierungen von Grün reichen von wenig anspruchsvoll bis sehr wirkungsvoll. Nachhaltig investieren ist ein Spektrum, das von vielen Anbietern im Sinne von Greenwashing häufig ausgenutzt wird.
Am einen Ende des Nachhaltigkeits-Spektrums liegen Investmentansätze, die mit Ausschlusskriterien agieren. Das Aufkommen dieses Ansatzes ist gewissermaßen die Geburtsstunde des nachhaltigen Investierens. Über 40% der nachhaltigen Geldanlagen in Europa sind laut der Global Sustainable Investment Review nach diesem Ansatz angelegt.
Die Methodik: Fonds, die mit (selbst-)bestimmten Exklusionskriterien arbeiten, legen den Ausschluss bestimmter Investitionen, Unternehmen oder Branchen fest. So werden beispielsweise Rüstungsgüter, Tabak oder Erdölförderung ausgenommen – der Rest des Anlageuniversums gilt dementsprechend als nachhaltig, gemessen an den definierten Negativkriterien. Damit lassen sich Investitionen ausschließen, die gesellschaftlich, ökologisch oder sozial nicht zukunftsfähig sind.
Am anderen Ende des Nachhaltigkeits-Spektrums liegt Impact Investment. Die Bundesinitiative Impact Investing beschreibt dies als einen Investmentansatz, bei dem „positive soziale oder ökologische Wirkung direkt, intendiert und nachweisbar“ ist. Transparenz, Intention und Nachweisbarkeit verschmelzen zu einem Investmentansatz, der aktiv und lösungsorientiert positive Wirkung erzielen soll. Impact geht also in mehrerlei Hinsicht über Ausschlusskriterien hinaus.
Folgende Leitfragen können helfen, durch das Spektrum der nachhaltigen Geldanlagen zu navigieren:
- Wie direkt ist der Bezug zur Realwirtschaft?
Um ein physisches Problem (wie die erhöhte Treibhausgaskonzentration) in der „realen“ Welt anzugehen, muss auch die Lösung in der „realen“ Welt verhaftet sein – beispielsweise in Form von konkreten Projekten zur Erzeugung erneuerbarer Energien wie Wind- oder Solarparks, die durch CO₂-Vermeidung einen aktiven Beitrag zur Abschwächung des Klimawandels leisten. So bieten sich Sachwerte im Bereich erneuerbare Energien für Impact Investments an, da sie eine unmittelbare Wirkung in der „realen“ Welt erzielen können. - Wohin fließt das Anlagekapital?
Hierbei ist ebenfalls relevant, ob und wie Anlagekapital letztlich in realwirtschaftliche Aktivitäten fließt, oder ob sie innerhalb des Finanzmarktes zirkulieren. Fließt das Anlagekapital beispielsweise an den Vorbesitzer der Anteile, wie beim Kauf von Anteilen an nachhaltigen ETFs an der Börse (Sekundärmarkt)? Oder fließt das Kapital in wirkungsorientierte Neuinvestitionen mit konkreten sozialen oder ökologischen Projekten (Primärmarkt)? - Wie konkret ist die Zielsetzung?
Impact Investment zielt auf eine positive Wirkung auf gesellschaftlicher oder ökologischer Ebene, beispielsweise Klimaschutz, den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft oder die Wiederherstellung der Biodiversität und der Ökosysteme. Mit Blick auf diese Umweltziele werden konkrete Leistungen und Ergebnisse definiert, wie eine bestimmte Menge an Ökostrom, die produziert werden soll. Dabei gilt bei Impact Investments das sogenannte „Do No Significant Harm“-Prinzip – demnach darf ein Umweltziel nicht negativ auf ein anderes Ziel einwirken. - Wie viel Transparenz erhalten Anleger:innen über die Wirkung?
Impact Investment verbindet finanzielle Rendite mit ökologischer oder sozialer Nachhaltigkeit – daher gilt auch der Anspruch, Anleger:innen transparent zu kommunizieren, ob und wie diese Wirkung erzielt wird. Hierzu kann beispielsweise Reporting zur CO₂-Vermeidung gehören, oder zur Menge an produziertem Ökostrom.
Ihre Leitfragen für nachhaltiges Investieren
- Bezug zur Realwirtschaft
Wie wirkt das Investment auf die „reale Welt“ ein? - Weg des Geldes
Wohin fließt das Anlagekapital? - Nachhaltige Zielsetzung
Werden konkrete Nachhaltigkeitsziele verfolgt? - Transparente Wirkung
Wie viel Transparenz erhalten Anleger:innen über die Wirkung ihres Kapitals?
Welche nachhaltigen Investitionsansätze gibt es?
Ausschlusskriterien: Raus mit allem, was nicht passt
Was ist Ihnen beim Investieren wichtig? Manchmal ist es einfacher zu sagen, was man nicht will. Manche Anleger:innen finden Gentechnik okay, andere nicht. Manche haben nichts gegen Tabak oder Glücksspiel; andere wollen solche Industriezweige mit ihrem Geld nicht fördern. Einige Branchen und Anlagebereiche sind umstritten. Sie lassen sich beim Investieren ganz oder teilweise ausschließen – mit sogenannten Ausschlusskriterien.
Bei dieser negativen Selektion setzen Sie bestimmte Branchen, Länder oder Geschäftspraktiken auf Ihre persönliche schwarze Liste. Damit leihen Sie Ihr Geld zum Beispiel nicht mehr an Firmen, die Waffen, Rüstung, Drogen, Alkohol, Tabak, Glücksspiel, Pornographie, Gentechnik, Atomkraft oder fossile Brennstoffe wie Öl, Kohle oder Gas produzieren oder verkaufen.
Eventuell möchten Sie auch Rohstoffe oder Gold ausschließen, weil es bei deren Gewinnung oft zu Umweltschäden und Menschenrechtsverletzungen kommt. Bei Staatsanleihen können Sie Länder ausschließen, in denen Todesstrafe und Kinderarbeit noch erlaubt sind oder die eine hohe Korruptionsrate haben.
Nachhaltigkeit des Ansatzes
Wenn Sie diese Entscheidungen für sich getroffen haben, hilft das bei der Auswahl von nachhaltigen Geldanlagen ein Stück weiter. Oft macht es aber die mangelnde Transparenz schwer zu erkennen, was nun wirklich ausgeschlossen wird. Zudem kann dieses Kriterium nur eine Grundlage für Nachhaltigkeit sein:
Wenn ein Fonds bestimmte Unternehmen wie z.B. Rüstungshersteller ausschließt, heißt das noch lange nicht, dass die restlichen Unternehmen im Portfolio nachhaltig wirtschaften. Der Ausschluss von Kohleenergie heißt somit noch nicht, dass man aktiv den Klimawandel bekämpft.
Positivkriterien: Wissen, was man will
Im Gegensatz zu den Ausschlusskriterien definieren die Positivkriterien alle Bereiche, die das eigene nachhaltige Investment unterstützen soll. Je nach Ihren Werten gehören für Sie dazu zum Beispiel erneuerbare Energien, nachhaltige Gebäude und grüne Mobilität, biologische Landwirtschaft und ökologische Forstwirtschaft, alternative Bildung, bezahlbares Wohnen oder Mikrokredite für Menschen unter der Armutsgrenze.
Sie können explizit Geld bei Firmen anlegen, die sich in besonderer Weise für Ressourcenschutz oder Mitarbeiterrechte einsetzen. Attraktiv sind dann vielleicht auch Anleihen von Ländern mit Rechtsstaat und Demokratie, die sich zur Einhaltung von Menschen- und Arbeitnehmerrechten (z.B. OECD, ILO) bekennen oder das Pariser Klimaschutzabkommen ratifiziert haben.
Nachhaltigkeit des Ansatzes
Ihre Ausschluss- und Positivkriterien können durchaus einmal dasselbe Unternehmen treffen. Fällt z.B. ein Unternehmen, das 90% der Erneuerbare-Energien-Branche zuliefert, aus dem Raster, weil es noch zu 10% für Firmen mit teils fossilen Energien im Portfolio produziert?
Ein Ausschluss kann also bedeuten, dass die mögliche Transformation hin zu nachhaltigeren Geschäftsmodellen nicht mitfinanziert wird. Dieser Widerspruch lässt sich auflösen, indem Sie projektbezogen z.B. nur in den Aufbau eines Windparks investieren. Diese Möglichkeit bieten Impact Investments.
Impact Investment: Die Symbiose von Rendite und Nachhaltigkeit
Für Vertreter:innen des Impact Investing geht es um die konkrete positive Wirkung ihres Geldes. Für sie ist klar: Geld hat Macht. Es macht einen Unterschied, ob man einfach nicht in nicht-nachhaltige Geldanlagen investiert oder explizit in – gemäß der eigenen Wertehaltung – sinnvolle Anlagen.
Darauf hat sich der Markt für Impact Investing spezialisiert. Impact Fonds schaffen beides: Sie verbinden die finanzielle Rendite direkt mit einem messbaren Mehrwert für Gesellschaft und Umwelt.
Nachhaltigkeit des Ansatzes
Mit Impact Investments können Sie konkret etwas bewegen und erhalten eine doppelte Rendite. Denn die Geldanlage verfolgt ein klares ökologisches oder soziales Ziel, dessen Erfolg gemessen und Ihnen als Anleger:in über Reporting transparent gemacht wird.
Der Hebel von Anleger:innen, die auf diese Weise wirken wollen, ist schon heute erstaunlich groß. Das Marktvolumen der Impact Investments (in Deutschland, Österreich und der Schweiz) beträgt aktuell rund 133,7 Mrd. Euro – damit ist das Volumen in nur einem Jahr um circa 37 % angestiegen.³
Kennen Sie den Weg des Geldes?
Viele Anleger:innen wollen mit ihrer Geldanlage etwas Sinnstiftendes bewirken. Doch gerade unerfahrenere Anleger:innen bedenken häufig nicht, dass nicht jede Geldanlage den gleichen Weg nimmt wie die nächste. Wenn Sie beispielsweise 1.000 Euro in Aktien aus dem Segment Erneuerbare Energien investieren, fließt dieser Betrag nicht direkt in den Ausbau oder die Produktion neuer Photovoltaikanlagen.
Fakt ist: Über diesen Sekundärmarkt findet das Kapital nicht den Weg in die Realwirtschaft. Wenn Sie eine bereits bestehende Aktie oder einen Fondsanteil kaufen, tragen Sie nicht direkt zur Schaffung neuer Werte bei. Denn im Prinzip wechselt der Anteilsschein nur die Besitzer. Mit Ihrem Geld bewegen Sie nur etwas im Moment des Börsengangs (IPO) oder bei der Kapitalerhöhung von Investments für Sachwerte (wie Solarparks).
Geldanlagen mit nachhaltiger Wirkung investieren in Organisationen, um ökonomische und sozial-ökologische Erträge zu generieren. Diese nicht-finanzielle Rendite sollte messbar sein. Dafür werden konkrete Ziele und Indikatoren festgelegt, die sich mit einer regelmäßigen Berichterstattung nachvollziehen lassen.
Ein Beispiel: Ein Impact Fonds verfolgt das ökologische Ziel, einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Um das zu erreichen, legen die Fondsmanager vier Prüfsteine fest:
- Erreichung: Das Investment leistet einen positiven und messbaren Beitrag, gemessen durch die Reduktion von Treibhausgas-Emissionen.
- Rücksicht: Dabei kommt kein anderes ökologisches Ziel wie der Schutz von Ökosystemen signifikant zu Schaden.
- Sozialität: Das Projekt erfüllt soziale Mindestanforderungen, folgt also unter anderem den Leitprinzipien zu Menschenrechten.
- Transparenz: Der Erfolg des Fonds wird gemessen und darüber berichtet. Technische Prüfkriterien machen beispielsweise den Ökobeitrag nachvollziehbar.
Best-in-Class: Rendite mit den Klassenbesten
Jede Branche hat ihre schwarzen Schafe, aber auch ihre Klassenbesten. Wenn Sie – im Gegensatz zum Ansatz der Negativkriterien – keine Branchen ausschließen möchten, sondern die Besten in jedem Sektor mit Ihrem Geld fördern wollen, verfolgen Sie den Best-in-Class-Ansatz.
Darin enthalten sind z.B. auch Hersteller von besonders effizienten Autos mit Verbrennungsmotoren. Sie bemühen sich um nachhaltige Verbesserungen im Automotive-Bereich, der schließlich einer der größten Arbeitgeber in Deutschland ist. Pluspunkte sind dabei ein Umweltmanagement oder Effizienzsteigerungen bei Ressourcen- und Energieverbrauch.
Nachhaltigkeit des Ansatzes
Oft ist die Nachhaltigkeitsanstrengung der Klassenbesten nur ein Anfang eines langen Weges: Der Klassenbeste ist zwar im relativen Vergleich das größte Stück gegangen, hat im absoluten Vergleich aber noch sehr viel Weg zu gehen.
Daran sehen Sie schon: Die Maßstäbe für diese Anlagestrategie sind relativ niedrig angesetzt, weswegen sie als Mindestanforderung für nachhaltiges Investieren gilt
ESG: Standards für Nachhaltigkeit
ESG-Kriterien können Sie sich wie eine Art Gütesiegel für die Finanzbranche vorstellen. Die Abkürzung aus dem Englischen steht für „Environmental“, „Social“ und „Governance“ – also ökologische, soziale und unternehmenswirtschaftliche Nachhaltigkeit. Investments nach dem ESG-Ansatz betrachten diese Aspekte, ihre Gewichtung kann jedoch sehr unterschiedlich ausfallen.
Zum Engagement im Umweltbereich (Environmental) gehören beispielsweise Klimaschutz, Energieverbrauchsreduzierung und die Schonung natürlicher Ressourcen. Der soziale Nachhaltigkeitsaspekt (Social) beinhaltet unter anderem gute Arbeitsbedingungen mit Mindeststandards für Sicherheit und Gesundheit sowie dem Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit. Zur ethischen Unternehmensführung (Governance) zählen beispielsweise die Bekämpfung von Korruption oder klare Compliance-Richtlinien.
Nachhaltigkeit des Ansatzes
Inzwischen orientieren sich viele Unternehmen und Finanzdienstleister an den ESG-Kriterien. Immer mehr Research- und Ratingagenturen nutzen den Ansatz, um Investments in Firmen als mehr oder weniger verantwortungsvoll zu bewerten.
Die daraus entstehenden Nachhaltigkeitsratings bieten eine gewisse Transparenz – sie sind teilweise öffentlich zugänglich oder in Wertpapieranalysen anderer Investoren enthalten.
Der ESG-Ansatz kann Ihnen also eine gute Orientierung bieten. Wichtig ist, dass Sie in Frage kommende Investments mit Ihrem eigenen Wertekatalog abgleichen. Verschiedene Anbieter von ESG-Anlageprodukten legen unterschiedliche Maßstäbe an ihre Produkte an. Wenn sich ein Anlageprodukt an ESG orientiert, heißt das also noch nicht, dass die Unternehmen darin ganzheitlich nachhaltig wirtschaften.
Und auf der anderen Seite: Wenn ein Unternehmen nur aufgrund seiner Branchenzugehörigkeit bestimmte ESG-Kriterien nicht erfüllt und für ein Investment nicht infrage kommt, fehlen ihm schließlich auch die finanziellen Mittel, um innerhalb der Branche zu einem nachhaltigen Wandel beizutragen.
Letztendlich ist jedes Investment, das Aspekte von Umwelt, Sozialem und verantwortungsvoller Unternehmensführung einbezieht, ein Zeichen an alle Wirtschaftsakteure für eine nachhaltige Zukunftsausrichtung.
In diese nachhaltigen Geldanlageformen können Sie investieren
Der Markt für nachhaltige Geldanlagen ist inzwischen fast genauso breit aufgestellt wie der konventionelle Finanzmarkt. Die meisten bekannten Investmentprodukte gibt es auch als nachhaltige Variante: Aktien, Fonds (auch ETFs), Rentenfonds, Tagesgeld, Festgeld und Anleihen.
Auch im grauen Kapitalmarkt, der weniger reguliert ist, aber dafür auch Startups und kleineren Projekten einen Zugang zu Anlagekapital bietet, boomen die ökologischen und ethischen Angebote, z.B. als Crowdfunding oder Nachrangdarlehen. Einige der wichtigsten nachhaltigen Geldanlageformen finden Sie im folgenden Überblick.
Bei jedem der beschriebenen Finanzprodukte gilt: Sie funktionieren auch ohne Nachhaltigkeit, doch Nachhaltigkeit lässt sich mit ihrer Hilfe finanzieren. Daher lohnt es sich, jede Anlage mit den eingangs genannten Kernfragen zu beleuchten:
- Hat diese Investition einen Einfluss auf die reale Wirtschaft?
- Wo wird das angelegte Geld tatsächlich verwendet?
- Wie konkret ist der Einsatz des Geldes für die Nachhaltigkeit?
- Wie transparent wird das gemacht?
Giro-/Tagesgeld-/Festgeld-Konten
Eine der sichersten, aber dafür renditeschwächsten Anlageformen ist das gute alte Konto. In der aktuellen Niedrigzins-Phase verlieren Sie dort auf Dauer Geld, da die Inflation zu einem Wertverlust führt. Zudem verlangen manche Banken eine Kontoführungsgebühr. Immerhin ist Ihr Geld hier relativ flexibel verfügbar.
Aber was hat ein Girokonto mit Nachhaltigkeit zu tun? Genau so viel, wie Sie dort liegen haben! Denn das „Einlagengeld“, was eine Bank auf der einen Seite von den Sparern entgegennimmt, wird auf der anderen Seite in Form von Krediten vergeben. Bei einem normalen Girokonto wissen Sie nicht, wofür Ihr Geld tatsächlich verwendet wird und was es bewirkt.
Ihre Beurteilung, ob und wie das Geld nachhaltig angelegt wird, kann also nur über die Auswahl der Bank erfolgen. Schauen Sie nach, welche Nachhaltigkeitskriterien eine Bank für die Kreditvergabe anwendet, und machen Sie das mit zu einem Entscheidungskriterium für Ihre Kontowahl.
Der Nachhaltigkeits-Schnellcheck
Die Auswahl des Anbieters ist das wichtigste Kriterium, denn dadurch erhalten Sie Transparenz über die Finanzierung von nachhaltigen Unternehmen. Auf die genaue Auswahl von Projekten haben Sie über dieses Instrument keinen Einfluss. Fragen Sie Ihren Bankberater, wohin Ihr Sparguthaben fließt.
Crowdinvesting
Es gibt viele Möglichkeiten, in nachhaltige Projekte oder Unternehmen auf direktem Weg zu investieren. Viele davon liegen außerhalb des von der BaFin strenger regulierten Anlagemarkts. Das ist oft unkomplizierter für die Unternehmen. Für den Anleger besteht aber auch ein höheres Risiko, weil der Markt weniger reguliert ist.
Eine Anlageform mit wachsender Beliebtheit ist das Crowdinvesting. Beim Crowdinvesting investieren viele Menschen (die „Crowd“ – also die Menge) in ein Projekt oder Start-up, vom Lastenfahrrad-Verleiher über Food-Startups bis hin zur Schokoladenfabrik in einem Entwicklungsland. Verschiedene Websites bieten Gründer:innen eine Plattform, um finanzielle Unterstützung zu gewinnen. Andere Anbieter legen in nachhaltige Immobilien und Energiewende an.
Im Gegensatz zum Crowdfunding geht es beim Crowdinvesting nicht nur um einen ideellen Gegenwert oder ein Geschenk, sondern um ein Investment als Miteigentümer oder Kreditgeber. Oft wird der Vertrag in Form eines Nachrangdarlehens mit Zinserwartung gestaltet. Das Totalverlustrisiko ist wie bei Startups häufig sehr hoch, die Zinsen eher gering, sodass Sie diese Investments eher als sehr kleinen Teil Ihres Portfolios sehen sollten.
Der Nachhaltigkeits-Schnellcheck
Mit direkter Beteiligung oder Krediten an Unternehmen und Projekte können Sie konkret etwas bewegen. Das Ausfallrisiko ist jedoch relativ hoch, so dass Sie Ihr Geld eventuell nicht ein zweites Mal an andere nachhaltige Projekte vergeben können.
Aktien
Sie kennen ein börsennotiertes Unternehmen und glauben, dass es nachhaltig wirtschaftet und erfolgreich sein wird? Dann können Sie Anteile daran in Form von Aktien erwerben. Mit der Ausgabe von Aktien erhalten Firmen Eigenkapital, das sie beispielsweise für die Erforschung nachhaltiger Innovationen nutzen können.
Der Vorteil ist, dass Sie mit Einzelaktien Ihr Portfolio nach Ihren Werten zusammenstellen können. Aktien bieten im Vergleich zu anderen Anlageformen hohe Renditechancen und vergleichsweise geringe Kosten (weil z.B. keine Verwaltungsgebühr fällig wird wie z.B. bei einem Investmentfonds).
Gleichzeitig müssen Sie mit einer höheren Volatilität und damit höherem Risiko rechnen. Der Zeitaufwand für die Auswahl Ihrer Aktien ist nicht zu unterschätzen. Auch müssen Sie regelmäßig prüfen, ob Sie das Wertpapier eines Unternehmens noch halten oder lieber veräußern und ersetzen sollten.
Grundsätzlich gilt, dass man Kursschwankungen an der Börse aushalten muss. Für eine gute Risikostreuung (Diversifikation) geht man davon aus, dass aktive Anleger:innen etwa 10-30 Einzelwerte im Portfolio brauchen. Wenn Sie bei der Bewertung dafür aber nicht nur finanzielle, sondern auch Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigen, fällt der Aufwand entsprechend hoch aus.
Der Nachhaltigkeits-Schnellcheck
Mit dem Kauf einer Aktie fließt in der Regel kein Geld unmittelbar in die Realwirtschaft, sondern zum Vorbesitzer des Anteilsscheins. Mittelbar wächst durch die Kurssteigerung der Wert des Unternehmens, was es ihm zum Beispiel erleichtert, Kredite von Banken zu erhalten.
Nachhaltige Investmentfonds
In ihrer grundsätzlichen Funktionsweise unterscheiden sich nachhaltige Investmentfonds nicht von konventionellen Fonds: Ein Investmentfonds legt Ihr Geld – je nach Art des Fonds – in verschiedene Finanzinstrumente wie Aktien, Anleihen oder in Sachwerte wie Immobilien an. Sie lassen sich kategorisieren nach Produktarten, Themen und Anlageverwaltung.
Möchten Sie in Fonds investieren, stehen Ihnen zahlreiche verschiedene Produktarten zur Verfügung:
Aktienfonds erwerben Einzelaktien von verschiedenen Unternehmen mit Nachhaltigkeitsaspekten in der Ausrichtung.
Grüne Bonds (Rentenfonds) lassen Ihr Geld in Anleihen fließen (Staatsanleihen oder Unternehmensanleihen), die dabei z.B. bestimmte Branchen und Praktiken ausschließen.
Immobilienfonds finanzieren Gebäude wie Wohnanlagen, öffentliche Einrichtungen oder Fabriken, wobei bestimmte ESG-Kriterien angelegt werden können.
Mischfonds investieren in verschiedene Kategorien, wobei die Zusammensetzung unterschiedlich gewichtet sein kann und bestimmten ESG-Kriterien folgen kann.
Dachfonds investieren in mehrere Investmentfonds gleichzeitig, wodurch das Risiko nach breiter gestreut wird als bei einem Einzelfonds, aber auch der Überblick darüber, in welche Firmen und Projekte Ihr Geld konkret fließt, noch schwieriger wird.
Nachhaltige Themenfonds investieren in bestimmte Sektoren. Hier ist die Produktart meist weniger wichtig als die Themen und Branchen, in denen der Fonds Geld anlegt. Entsprechend werden sie auch als Grüne Fonds, Umweltfonds oder Sozialfonds geführt. Gängige Themen, für die Sie sich entscheiden können, sind zum Beispiel:
- Klimaschutzfonds: Sie konzentrieren sich auf solche Unternehmen, die z.B. besonders energieeffizient wirtschaften und ihren CO2-Ausstoß aktiv reduzieren.
- Regenerative Energien: Dazu gehören Erneuerbare-Energien-Fonds wie bspw. Solarfonds oder Investitionen in Windkraft. Häufig handelt es sich hierbei um Sachwertefonds.
- Nachwachsende Rohstoffe: Hier finden sich zum Beispiel Fonds zu Holzwirtschaft.
- Mikrofinanzfonds: Sie helfen Menschen in ärmeren Ländern durch Kredite zum eigenen Business.
Für die Nachhaltigkeitsbewertung ist außerdem relevant, wie die Verwaltung der Anlagen funktioniert. Man unterscheidet Fonds danach, ob ein Index (wie z.B. der DAX) nachgebildet (passive Fonds / ETFs) oder durch ein Fondsmanagement in ausgewählte Anlageformen, z.B. Aktien, investiert wird (aktiv gemanagte Fonds).
Passive Fonds
Passive Fonds bilden die Wertentwicklung von einem Index nach, weswegen man sie auch börsengehandelte nachhaltige Indexfonds oder nachhaltige ETFs (Exchange Traded Funds) nennt. Sie gelten als günstiger, da die Kosten für ein aktives Management entfallen. Die Rendite der ETFs folgt also passiv der allgemeinen Marktentwicklung. Inzwischen machen fünf Unternehmen rund vier Fünftel des globalen ETF-Marktes aus.⁴
Zwei beispielhafte Aktienindizes für Nachhaltigkeit sind der MSCI World Socially Responsible Index (SRI) und der Dow Jones Sustainability Index (DJSI). In beiden Indizes sind überwiegend amerikanische Unternehmen gelistet. Ersterer fasst etwa 400 Unternehmen zusammen und handelt nach Ausschluss kritischer Branchen wie Alkohol und Pornographie. Der DJSI vereint 600 Unternehmen, die ebenfalls konkreten Ausschlusskriterien folgen und zu den jeweils 20% börsenstärksten aus jeder Branche zählen.
Aktive Fonds
Bei aktiv gemanagten nachhaltigen Fonds sind Fondsmanager für Verwaltung und Investment des Fondsvermögens verantwortlich. Sie beobachten die ökologische und/oder soziale Leistung der Unternehmen und Staaten, die im jeweiligen Fonds vertreten sind.
Bei negativer Entwicklung können sie entsprechende Aktien oder Anleihen verkaufen und in nachhaltigere Firmen umschichten. Sie berücksichtigen dabei ESG-Kriterien und beziehen Nachhaltigkeitsexpertise in die Auswahl der Aktien ein. Die Kriterien, die die Fonds in Sachen Nachhaltigkeit anlegen, können sehr unterschiedlich sein.
Die Fondsmanager sind an die Statuten gebunden, in denen z.B. mit Quoten festgelegt ist, in welche Anlageklassen und Themen der Fonds investiert. Zudem haben die Verwalter die Möglichkeit zu reagieren, wenn die ökonomische Leistung von Unternehmen stark abzunehmen droht. Für diese Auswahl- und Überwachungsleistung wird eine Fondsverwaltungsgebühr erhoben.
Der Nachhaltigkeits-Schnellcheck
Im Vergleich zu Aktien bieten Ihnen Fonds keine Mitbestimmung in der Auswahl der Unternehmen. Dafür brauchen Sie für die Investitionsentscheidung bei Fonds nur einmal die Strategie des Fonds mit Ihren Werten abgleichen – und nicht für jede einzelne Aktie.
Wie bei Aktien kann Ihre Investition den Kurswert in der Finanzwirtschaft beeinflussen, einen direkten Einfluss auf die Realwirtschaft haben Fonds jedoch meist nicht.
Impact Fonds
Investmentformen wie Impact Fonds vereinen zwei Ziele: eine attraktive Rendite und einen positiven, messbaren Nachhaltigkeitsbeitrag. Damit unterscheiden sie sich von ESG-Fonds:
- ESG-Strategiefonds beziehen ESG-Aspekte (Environmental, Social Governance) z.B. durch Ausschlusskriterien in die Anlagestrategie ein;
- Impact Fonds ergänzen die Anlagestrategie um konkrete ESG-Ziele, deren Erreichung gemessen und transparent kommuniziert wird.
Impact Fonds setzen auf zukunftsstarke Investments mit nachhaltiger Wirkung. Hier geht es darum, auf die Realwirtschaft einzuwirken und sie langfristig zukunftsfähiger zu gestalten. Dadurch ergeben sich zahlreiche innovative Anlagemöglichkeiten, wie beispielsweise der Ausbau erneuerbarer Energien: Anleger:innen können mit ihrem Investment einen der größten Wachstumsmärkte, die regenerative Stromproduktion, vorantreiben.
So wird eine regenerative Energiegewinnung gefördert, die schon heute die konventionelle Energiegewinnung mehr und mehr verdrängt. Anleger:innen nutzen dadurch nicht nur gute Renditechancen, sondern leisten einen messbaren Beitrag auf dem Weg hin zu einer nachhaltigen Energiewirtschaft.
Ein solcher Impact Fonds ist der ELTIF (European Long-Term Investment Fund) klimaVest: Der Sachwerte-Fonds ist europaweit in mehr als 25 Windkraft- und Solaranlagen investiert. So sorgt er nicht nur für attraktive Renditen, sondern auch für einen messbaren Impact auf die Energiewende.
Der Nachhaltigkeits-Schnellcheck
Mit Impact Fonds kann Ihr Geld direkt in Projekte der Realwirtschaft fließen, die auf eine konkrete nachhaltige Wirkung abzielen. Die Fondsmanager messen, wie diese Ziele erreicht werden und berichtet transparent darüber.
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Anlagemöglichkeiten für Fonds, je nach Nachhaltigkeitsziel und Nähe zur Realwirtschaft
Chancen und Risiken eines nachhaltigen Investments
Wenn Sie sich für nachhaltige Investments entscheiden, können Sie mehrfach profitieren. Sie bauen mit Ihrem Investment Ihr Vermögen auf und unterstützen dabei gleichzeitig den Schutz der Lebensgrundlagen und Rechte für heute und in Zukunft lebende Generationen.
Die Logik ist einfach: Ihr Geld arbeitet. Aber für wen und für was, das können Sie entscheiden. Wer in CO₂-sparende Technologien investiert, trägt zum Klimaschutz bei. Wer in Mikrofinanzen Geld anlegt, trägt zur Bekämpfung der Armut bei. Wer Mischwaldaufforstung unterstützt, fördert die Biodiversität und wirkt gegen das Artensterben.
Verringert nachhaltiges Investieren die Renditechancen? Die Vermutung liegt nahe, weil bestimmte Maßnahmen z.B. für Klimaschutz zunächst Kosten verursachen.
Die Preise billiger Produkte spiegeln nicht die wahren Kosten – diese sind auf die Gesellschaft, Menschen in anderen Ländern und spätere Generationen abgewälzt, also externalisiert. Das benachteiligt Firmen, die freiwillig z.B. Menschenrechte achten und Ressourcen schonen.
Performance nachhaltiger Investments spielt auf Augenhöhe mit klassischen Formen
Und doch machen Finanzanalysten immer wieder eine spannende Beobachtung: Unternehmen, die mit Nachhaltigkeitsanspruch wirtschaften, performen insgesamt überdurchschnittlich oder zumindest genauso gut wie klassische Anlageprodukte. Das liegt daran, dass Unternehmen mit Blick für Nachhaltigkeit eben nicht nur die Spitze des Eisberges sehen. Ihre Renditechancen steigen, weil sie sich mit den Risiken in ihrer Lieferkette und ihrem Markt eher und gründlicher auseinandersetzen.
Dadurch erhöht sich ihre Resilienz – die Fähigkeit, mit Veränderungen flexibel umzugehen und auch Krisen zu überstehen oder sich von ihnen besser zu erholen. Zudem steigt die Nachfrage für Umweltstandards, saubere Technologien und faire Wirtschaftsweise kontinuierlich, was einen Wettbewerbsvorteil für nachhaltige Unternehmen bringt.
Daher ist es kein Wunder, dass nachhaltige Investments nicht zu bremsen sind: Sie freuen sich in Deutschland über zweistellige Wachstumsraten. Der Markt für nachhaltige Investmentfonds wuchs von 2020 auf 2021 um rund 65 % und betrug damit 409,5 Mrd. Euro.⁵
Risiken bei nachhaltigen Investments
Wie bei allen Anlageformen bringen auch nachhaltige Investments Risiken mit sich. Vor allem sollten Sie auf Diversifikation achten: Wer nur in die Aktie eines nachhaltigen Lebensmittelherstellers investiert, verliert all sein Geld, wenn dieser Insolvenz anmeldet.
Wenn Sie nur in Holzfonds anlegen, könnten Dürren oder Waldbrände ihre Rendite schmerzlich schmälern. Sorgen Sie deshalb für eine Risikostreuung auf unterschiedliche Themen und Produkte, um sich unabhängiger von den Anlagerisiken einzelner Assets zu machen.
Zudem ist es sinnvoll, sich mit Risikoklassen zu beschäftigen. Zwischen den risikoarmen und risikofreudigen Anlagemöglichkeiten gibt es eine große Spannbreite im Chancen-Risiko-Verhältnis. An dieser Stelle entscheidet der persönliche „Risikoappetit“.
Besonders in Nischen und im grauen Kapitalmarkt, der weniger reguliert ist, sollten Sie ganz genau hinschauen. Überlegen Sie sich genau, welchen Verlust Sie verschmerzen könnten.
Woran Sie ein nachhaltiges Investment erkennen
Anleger:innen würden gerne nachhaltig Kapital anlegen - aber wie das richtige Produkt finden?
80 Prozent der Anleger:innen investierten noch nicht in ökologisch nachhaltige Kapitalanlagen – das zeigt eine repräsentative Umfrage zu nachhaltigen Investments der Commerz Real. Und obwohl zwei Drittel aller Teilnehmenden gern in Produkte investieren würden, die einen messbaren Beitrag zum Klimaschutz leisten, kennen 80 Prozent solche Produkte gar nicht. Wie aber erkennt man sie?
Ein erster Indikator für eine grüne Anlagemöglichkeit kann der Name sein. Fonds tragen oft „Sustainability“ oder „Sustainable“ (englisch für „nachhaltig“), oft kommt auch „Responsible“ (verantwortungsvoll) vor. Daneben können Begriffe wie Öko, Ethisch, Climate, Fair oder ESG auf ein nachhaltiges Angebot hinweisen.
Jedoch: Es besteht keine einheitliche Definition für nachhaltige Geldanlagen. Ganze Ratingagenturen und Forschungsinstitute beschäftigen sich mit Kriterien, an denen ökologisches, soziales und verantwortliches Wirtschaften zu messen wäre. Woran erkennen Sie also ein zu Ihnen passendes Investment?
Mit dieser kurzen Checkliste können Sie Ihre Investments in nachhaltige Finanzprodukte prüfen:
Ihre Leitfragen für nachhaltiges Investieren
Ihre Leitfragen für nachhaltiges Investieren
- Bezug zur Realwirtschaft
Wie wirkt das Investment auf die „reale Welt“ ein? - Weg des Geldes
Wohin fließt das Anlagekapital? - Nachhaltige Zielsetzung
Werden konkrete Nachhaltigkeitsziele verfolgt? - Transparente Wirkung
Wie viel Transparenz erhalten Anleger:innen über die Wirkung ihres Kapitals?
Atomkraft | Kinderarbeit |
Fossile Energie (Öl, Gas, Kohle) | Menschenrechtsverletzungen |
Intensive Landwirtschaft | Todesstrafe |
Gentechnik (Landwirtschaft) | Gentechnik (Medizin) |
Agrarchemikalien | Korruption/Bestechung |
Intensiv-Fischerei | Glücksspiel |
Massentierhaltung | Alkohol/Drogen |
Tierversuche | Waffen/Rüstung |
Manche Fonds zeigen im Namen an, welche Branchen sie ausschließen, so schließt z.B. ein Anlageprodukt mit „ex weapons“ gezielt Waffen aus. Tierversuche oder Massentierhaltung werden hingegen nicht ausgeschlossen.
Positivkriterien: Was wollen Sie mit Ihrem Geld unterstützen?
- z.B. CO₂-freie Energien, nachhaltigen Waldaufbau oder Bio-Landwirtschaft
- z.B. einen Beitrag zur Energiewende, Abschaffung der Armut, Chancengerechtigkeit
Impact Investment: Ist der nachhaltige Beitrag messbar und prüfbar?
- Sind die Ziele der Anlage klar benannt und messbar?
- Basiert das Nachhaltigkeitsverständnis des Produkts auf einer anerkannten Definition, etwa der EU-Taxonomie?
- Trägt das Investment tatsächlich zur Kapitalerhöhung für die Erreichung eines bestimmten Ziels bei?
Nachhaltigkeitssiegel: Welche Gütezeichen gibt es für diese Kategorie?
- FNG-Siegel: Das Gütezeichen des Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) tragen bestimmte nachhaltige Investmentfonds. Im Zentrum stehen der Ausschluss unter anderem von Kernkraft, Kohle (Bergbau und Verstromung), oder der Rüstungsindustrie. Daneben bestehen Transparenzkriterien zur Einhaltung von Menschen- und Arbeitsrechten, Umweltschutz und Korruptionsbekämpfung.
- ECOreporter-Siegel: Dieses Label wird an nachhaltige Geldanlagen und Banken vergeben, die einen dreistufigen Prüfungsprozess durchlaufen. Zu den Negativkriterien gehören beispielsweise Rüstungsindustrie, ausbeuterische Kinderarbeit nach ILO-Standard, totalitäre Regime und praktizierte Todesstrafe, Suchtmittel oder Tierversuche. Mögliche Investments durchlaufen einen 3-stufigen Prüfungsprozess.
- Österreichisches Umweltzeichen für nachhaltige Finanzprodukte: Zu seinen Exklusionskriterien gehören u.a. fossile Energien und Atomkraft, Gentechnik oder Rüstungsunternehmen. Beim Auswahlprozess sind ESG-Kriterien ausschlaggebend. Die Abstufungen in der Bewertung reichen von 0 (nicht erfüllt) bis 3 (überdurchschnittlich erfüllt).
Weitere Gütesiegel für nachhaltige Geldanlagen hat ÖKOTEST untersucht.⁶ Die Mindeststandards dieser all dieser Kriterien und Labels können zwar eine Orientierung bieten, spiegeln aber nicht unbedingt Ihre eigenen Werte wider. Zudem nutzen sie vor allem Ausschlusskriterien. Dadurch fehlt aber weitgehend die Betrachtung, inwiefern ein Investment einen positiven Impact bewirkt und ob dieser gemessen und transparent kommuniziert wird.
Vertrauenscheck:
- Was sagen unabhängige Instanzen? Ratingagenturen untersuchen genauer, was Unternehmen, Länder oder Fonds in Sachen Nachhaltigkeit versprechen und dann auch halten. Sie analysieren dafür Nachhaltigkeitsberichte (CSR-Reports), Geschäftsberichte, Website-Inhalte, Medienartikel, aber auch Stimmen kritischer Organisationen. Die Ergebnisse der Ratingagenturen sind teils sehr unterschiedlich, je nachdem, welche ESG-Kriterien sie stärker gewichten.
- Wer ist der Emittent? Wie lange ist er oder der Fonds schon am Markt? Wie viel Handelsvolumen steckt im Fonds? Erhalten Sie das Produkt am Primär- oder Sekundärmarkt? Sind die Informationen auf Deutsch verfügbar? Solche Fragen helfen Ihnen, die Vertrauenswürdigkeit nachhaltiger Geldanlagen einzuschätzen.
Nachhaltig investieren: Schritt für Schritt zur grünen Geldanlage
Das perfekte nachhaltige Portfolio gibt es wohl nicht: Ein gutes „Rezept“ mit dem für Sie besten Mix hängt von Ihrer Vermögenssituation, Ihrer Lebensphase, Ihrer Risikobereitschaft und Ihren Wert ab.
Wer mit seiner Anlagestrategie neu startet oder seine bestehenden Anlagen um nachhaltige Alternativen bereichern möchte, kann dennoch einige Schritte befolgen. Wie könnte ein Prozess für nachhaltiges Investieren aussehen?
Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für die nachhaltige Geldanlage
- Anlageziele festlegen
Beachten Sie zunächst die Grundlagen der Geldanlage, indem Sie Fragen wie die folgenden kritisch stellen und für sich beantworten:
- Wie viel Kapital habe ich, wie viel verdiene ich, und wie viel will ich einmalig oder regelmäßig anlegen?
- Wie stehe ich zu Risiko? Welchen Anteil könnte ich tolerieren zu verlieren? Wie ist die Risikoverteilung meiner bisherigen Anlagen?
- Was ist mein Anlagehorizont? In welcher Lebensphase befinde ich mich? Wie lange kann ich auf welche Teilsumme meines Anlagevolumens verzichten?
- Wie viel Zeit oder Kosten (für Management, Verwaltung und Beratung) bin ich bereit zu investieren? Werde ich mich regelmäßig um die Anlagen kümmern oder nur sehr selten die Zeit finden, mich damit zu beschäftigen?
- Welche Werte sind mir allgemein wichtig in Bezug auf mein Geld? Gibt es eine Gewichtung – z.B. in Bezug auf Sicherheit, Rendite, Umweltschutz und soziale Aspekte? Welche Kompromisse bin ich bereit einzugehen?
- Wie viel Kapital habe ich, wie viel verdiene ich, und wie viel will ich einmalig oder regelmäßig anlegen?
- Ausschlusskriterien bestimmen
Möchte ich bestimmte Assets aus dem Portfolio ausschließen, beispielsweise Anteile an bestimmten Firmen oder Staatsanleihen von bestimmten Ländern, deren Nachhaltigkeitsaktivitäten mir nicht ausreichend erscheinen?
- Themen (Positivkriterien) definieren
Gibt es bestimmte Themen, die Sie mit Ihrer Anlage unterstützen wollen, zum Beispiel Infrastrukturmaßnahmen für Erneuerbare Energien?
- Passende Anlagen recherchieren
Wie immer gilt: Diversifikation reduziert das Risiko, das heißt, Sie sollten nicht Ihr gesamtes Vermögen in eine Assetklasse (z.B. nur Aktien oder nur Fonds) oder einen Themenbereich (z.B. nur Ökolandbau) investieren.
Wenn Sie z.B. bereits eine Direktbeteiligung an einem Wald haben, könnte ein nachhaltiger defensiver Fonds mit einem höheren Anteil Rentenfonds (Staatsanleihen in Länder, die ESG-Kriterien entsprechen) Ihre Risikostreuung verbessern.
- Depots und/oder Konten anlegen
Legen Sie ein Wertpapierdepot an. Das geht oft bei der Bank, bei der Sie bereits ein Girokonto haben, doch ein Vergleich von Anbietern lohnt sich. Bei der Auswahl können Sie auf die nachhaltige Ausrichtung des Finanzinstituts einerseits und möglichst geringe Depotgebühren andererseits achten. Auch die Ausgabeaufschläge auf Aktientitel oder Fonds unterscheiden sich.
- Portfolio und Sparplan zusammenstellen
Erwägen Sie, ob Sie eine Einmalanlage tätigen wollen oder in Form eines Sparplans mit einer regelmäßigen Summe sparen wollen. Der Zeitpunkt für einmaliges Investieren kann entscheidend für die Rendite sein. Regelmäßiges Anlegen sorgt für eine Verteilung der Chancen und Risiken – und Sie können jederzeit starten.
Bei beiden Varianten ist es sinnvoll, einen langen Anlagehorizont von möglichst mindestens 10 Jahren ins Auge zu fassen. Zudem gilt: Sie müssen nicht ihr gesamtes Vermögen auf einmal umschichten. Besser klein anfangen, als überhaupt nicht – denn mit jedem Cent in nachhaltigen Investments finanzieren Sie eine Zukunft, die Ihren Werten entspricht.
- Transparenz einfordern
Als Anleger:in können Sie mit Ihrem Geld und Ihrer Stimme Einfluss nehmen. Lesen Sie Berichte über die Wirkung Ihres Investments und fordern Sie konkrete Berichterstattung zur Erreichung von Nachhaltigkeitszielen ein. Als Aktieneigentümer können Sie ebenfalls Fragen stellen und – zum Beispiel im Verbund mit anderen kritischen Aktionären – auf nachhaltige Veränderungen hinwirken.
Die Kosten einer nachhaltigen Investition
Ob klassische oder ethische Geldanlage: Jede Assetklasse bringt Kosten und Gebühren mit sich, unabhängig von Nachhaltigkeitsaspekten⁸.
Auf Gewinne wie Zinsen, Dividenden, Ausschüttungen und Kursgewinnen führen Sie grundsätzlich an den Staat die Abgeltungssteuer (früher: Kapitalertragssteuer) ab. Der Sparerpauschbetrag oder auch Freibetrag liegt bei 801 Euro für Einzelpersonen und bei 1.602 Euro für Ehepaare (Stand 2021).
Damit Ihr Kreditinstitut die Abführung der Steuer ans Finanzamt nicht automatisch durchführt, sollten Sie einen Freistellungsauftrag stellen. Einkünfte über dem Freibetrag werden mit 25 % besteuert.
Bei Giro-, Tagesgeld- und Festgeldkonten fallen z.B. Kontoführungsgebühren sowie teils auch Kosten pro Buchung an. Konten bei nachhaltigen Banken sind nicht kostenlos, weil sie ihren Kunden über die Kontogebühr die Kosten für die Bankdienstleistung transparent machen wollen, die etwa durch Niedrigzinspolitik, Digitalisierung und zunehmende Regulierung entstehen.
Beim Erwerb von Aktien zahlen Sie ggf. Depotgebühren (z.B. 1,5 % vom Kurswert) sowie einen Ausgabeaufschlag oder eine Ordergebühr an die Bank (0,25 % bis 1 %). Hier unterscheiden sich nachhaltige und klassische Anbieter in der Regel nicht.
Bei Fonds bewegen sich die Depotgebühren zwischen 0,0 % (kostenlos) und 0,1 % des Fondsvermögens. Bestimmte Gebühren wie Ausgabeaufschläge und Rücknahmeabschläge sollten Sie bei Fonds nur in Kauf nehmen, wenn sich die Investition dennoch über einen langfristigen Anlagehorizont rentiert. Sie variieren je nach Art, z.B. 3 % (Rentenfonds) oder 6 % (Aktienfonds) der Investitionssumme.
Bei passiven ETFs werden die Kosten in der sogenannten TER (Total Expense Ratio) zusammengefasst. Diese Kostenquote fasst alle Verwaltungskosten eines ETF-Anbieters zusammen, also Lizenzgebühren für den Index, Verwaltungsgebühren und Marketingbudget. Sie liegen meist zwischen 0,1 und 1 %.
Bei aktiv gemanagten Fonds kommt ein einmaliger Ausgabeaufschlag (oft 5 %) und eine jährliche Verwaltungsgebühr (z.B. 1,5 % bis 2,5 %) hinzu, mit der das Fondsmanagement und der Vertrieb gezahlt werden (sog. Bestandsprovision). Außerdem können performanceabhängige Gebühren in Rechnung gestellt werden, um eine besonders gute Leistung des Managements zu belohnen.
Für nachhaltige Fonds setzen die Manager meist auf eine handverlesene Auswahl. Bei Impact Investments muss zudem der Aufwand für die Messung und das Reporting zu Nachhaltigkeit eingepreist werden. Dadurch entstehen zum Teil höhere Kosten als bei klassischen Anbietern, was aber genauso oft durch eine bessere Performance ausgeglichen oder sogar belohnt wird.
Den üblichen Anlagekosten stehen bei nachhaltigen Investments zusätzliche Chancen gegenüber: Studien zeigen, dass Unternehmen mit sehr gutem Nachhaltigkeitsrating eine höhere Gewinnmarge haben, die über 12 Prozentpunkte betragen kann8. Außerdem gibt es bestimmte Anlagemöglichkeiten, deren Projekte staatlich gefördert werden, z.B. die saubere Stromerzeugung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Es verpflichtet Netzbetreiber, Ökostrom abzunehmen und fördert die Erzeuger finanziell. Davon können dann auch die Anleger:innen profitieren.
Für manche Anleger:innen geht es um Kapitalerhalt und nicht um Rendite. Darauf geht die Strategie mancher Impact Investments ein: Ihre Erträge werden zum Teil oder ganz reinvestiert, um den positiven Impact zu maximieren.
Fazit: Grün hat viele Farben
Das Spektrum im Regenbogen nachhaltiger Geldanlagen reicht von Ausschlusskriterien über Positivkriterien und Best-in-Class-Ansatz bis zum Impact Investment.
Dabei stehen Ihnen heute viele Anlageformen und Themen offen. Ob für Wälder, Solarparks oder Sozialprojekte: Ihre Investitionsmöglichkeiten für mehr Nachhaltigkeit wachsen mit dem Markt.
Das Beste dabei: Rendite und Nachhaltigkeit schließen sich nicht aus, sondern können sich sogar gegenseitig verstärken. Wichtig ist – wie für jedes Portfolio – eine breite Streuung, damit einzelne Schwankungen leicht verkraftbar bleiben.
Sie wollen Ihren Investitionsprozess ganzheitlich angehen? Dann stellen Sie Fragen: Wohin fließt mein Kapital wirklich? Welche Zielsetzung ist damit verbunden? Was bewirkt es? Wie erhalte ich Informationen darüber?
Wenn Sie Ihre nachhaltigen Anlagen nach diesem Leitfaden gründlich auswählen und langfristig investieren, können Sie mit Ihrem Geld einiges bewegen. Für ein nachhaltig erwirtschaftetes Vermögen und eine nachhaltige Zukunft. Viel Erfolg!
² „Sylvicultura oeconomica oder haußwirthliche Nachricht und Naturmäßige Anweisung zur Wilden Baum-Zucht“ des Forstwirts von Carlowitz (1713)
²a Bundschuh et al. (2018): Nachhaltigkeit lohnt sich – Gesellschaft und Unternehmen im Wandel. Landesbank Baden-Württemberg: Strategy Research https://www.lbbw.de/konzern/research/2018/blickpunkte/lb_studie_nachhaltigkeit_wandel_7ax8ein8q_m.pdf
³ Forum Nachhaltige Geldanlagen: „Pressemitteilung: Impact in der Praxis – Veröffentlichung der neuen FNG-Publikation mit zehn Praxisbeispielen zu Impact-Fonds“ (28.06.2022) https://www.forum-ng.org/de/neuigkeiten/artikel/pressemitteilung-impact-in-der-praxis-veroeffentlichung-der-neuen-fng-publikation-mit-zehn-praxisbeispielen-zu-impact-fonds
⁴ https://www.capital.de/geld-versicherungen/risiken-etfs
⁵ Forum Nachhaltige Geldanlagen: Marktbericht Nachhaltige Geldanlagen 2022 https://www.forum-ng.org/fileadmin/Marktbericht/2022/FNG-Marktbericht_NG_2022-online.pdf
⁶ https://www.oekotest.de/geld-versicherungen/19-Guetesiegel-fuer-gruene-Geldanlagen-im-Test_110894_1.html
⁷ Die hier beispielhaft genannten Zahlen können abweichen und hängen vom Anbieter ab.
⁸ https://www.bcg.com/de-de/publications/2017/total-societal-impact-new-lens-strategy